Wir wollen nicht nur mehr vom Kuchen, wir wollen einen ganz anderen Kuchen backen.

anje-blumen

So könnte vielleicht die  Veranstaltung mit Antje Schupp am 19.09. im Rahmen der Woche für das Grundeinkommen im Evangelischen Frauenbegegnungszetrum in Frankfurt zusammengefasst werden. Dort wurde ein wichtiges, ja notwendiges Buch zum Grundeinkommen vorgestellt. Wieso können Feminist_innen und Denker_innen, die aus einer Perspektive einer postpatriarchalen Gesellschaft argumentieren, sich für ein Bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) aussprechen?

Weil das BGE eines der Bausteine sein kann, mit dem der Weg zu einem Guten Leben für Alle gepflastert ist.

Weil ein BGE symbolische Sprengkraft hat, indem es Einkommen und Arbeit entkoppelt. Es wird schon heute 1,7 Mal mehr unbezahlt gearbeitet als durch Arbeit Geld verdient. Mit anderen Worten, wenn eine Woche Erwerbsarbeit 40 Stunden hat, dann hat die Woche UNBEZAHLTER Arbeit 68 Stunden. Ohne diese unbezahlte Arbeit würde unsere Gesellschaft zusamenbrechen. Aber diese Arbeit wird nicht gesehen und als Arbeit anerkannt. Und für unbezahlte Arbeit gibt es nicht nur kein Einkommen, sondern auch keine Rente. Und leider ist die unbezahlte Arbeit noch ungleicher verteilt als die (gut) bezahlte.

Das BGE wird also ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einem Guten Leben für Alle, WENN die unbezahlte Arbeit endlich als Arbeit erkannt und ihre zentrale Bedeutung für Wirtschaft und Gesellschaft anerkannt wird. Und wenn sie entsprechend gerechter verteilt wird. Nicht nur zwischen den Geschlechtern, sondern auch zwischen Reich und Arm, zwischen Menschen mit Migrationshintergrund und “Biodeutschen”.

Denn ein großer Teil dieser unbezahlt erledigten Arbeit kann nicht erwerbsförmig organisiert werden. Es gibt Situationen, in denen sich die Beziehungen zwischen den Menschen nicht als Tauschgeschäft gestalten lassen. Oder, die Menschen lieber nicht als Tauschgeschäft vollziehen wollen. Wie sollte denn ein Neugeborenes seiner Mutter Geld oder sonst etwas geben, dafür dass sie es stillt, wickelt, beschützt, tröstet, in den Schlaf singt? Was wird aus einer Beziehung, in der Kochen, Putzen, Waschen, Einkaufen, Zärtlichkeit, Zuneigung, Verständnis und Zeit füreinander usw. nur gegen Rechnung zu haben sind? Wollen wir im Alter und im Falle von Krankheit und Behinderung nur versorgt werden, weil wir dafür bezahlen können (falls wir dazu in der Lage sind)?

Das BGE würde ermöglichen, dass neben dem (profitorientierten und durch Geld geregelten) Markt als Ort der Begegnung und Beziehung zwischen Menschen, wo sie Tauschgeschäfte vollziehen, wieder die Gabe in den Vordergrund kommt. Die Gabe, die eine andere Form und eine andere Qualität des Miteinander-in-Beziehungtretens bestimmt.

Das BGE könnte die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes aus der Welt schaffen, der in erster Linie eine Angst vor der Verlust der Existenzsicherung ist. Dadurch könnten Menschen befreit werden für Tätigkeiten, die sie sinnvoll und wichtig finden. Und ganze klimaschädliche und friedensbedrohende Industrezweige könnten anderen Unternehmungen Platz machen, die für die Zukunft der Menschheit und des Planeten zuträglicher sind.

Das BGE könnte bezahlte Tätigkeiten in Bereichen, die für das Gute Leben Aller wichtig sind, wie Bildung, Gesundheit, Assistenz, Kunst, viel attraktiver machen, durch eine Bezahlung, die der Notwendigkeit und Verantwortung dieser Arbeit entspricht, und durch Arbeitsbedingungen, die eine gute Arbeit ermöglichen würden.

Ja, wenn das BGE gedacht und umgesetzt wird im Zusammenhang mit anderen Strategien für Veränderung zum Guten Leben für Alle, dann wird der zu verteilende Kuchen nicht nur viel besser schmecken, sondern niemand wird sich mehr den Magen verderben durch maßlose Völlerei und niemand nur Brösel abbekommen oder hungrig vom Tisch aufstehen.


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