
Wieso unser aktuelles Wirtschaftsverständnis völlig realitätsfremd ist und wie wir eine realitätstaugliche Wirtschaft entwickeln können
von Riane Eisler
Aktuell wird Wachstum völlig irrational mit BIP-Steigerung gleichgesetzt, also mit der Fähigkeit eines Wirtschaftssystems, Güter und Dienstleistungen zu produzieren – unabhängig davon, wie diese verteilt werden oder ob sie uns Menschen und unserem überlebensnotwendigen Ökosystem schaden oder nutzen.
Nach dieser Definition werden auch lebensschädigende und lebensgefährdende Aktivitäten – wie die Produktion und der Verkauf von Zigaretten oder ungesunden Nahrungsmitteln inklusive der daraus resultierenden medizinischen Ausgaben und sogar der Bestattungskosten – als Plus für das BIP gewertet. Gleiches gilt auch für die Kosten, die z.B. bei einem Tankerunglück entstehen… die Liste ließe sich immer weiter fortsetzen mit Aktivitäten, die Krankheit, Tod, hohe CO2-Emissionen oder Artensterben verursachen – immer werden die Gewinne aus diesen Aktivitäten dem BIP zugerechnet und die Kosten dafür externalisiert.
Das ist nicht logisch, sondern pathologisch. Wir müssen „Wachstum“ neu bewerten und neu definieren.
Was wir heute als Wachstum bezeichnen, ist völlig realitätsfremd. Während der Covid-19-Pandemie stiegen in den USA Aktienmarkt und BIP, während gleichzeitig Arbeitslosigkeit grassierte, Familien ihr Zuhause verloren und Kinder hungerten. Wir müssen diese sinnfreie Wachstumsdefinition hinter uns lassen und uns darauf konzentrieren, wie es den Menschen in ihrem Alltag geht.
Dabei müssen wir über die üblichen Kapitalismus- und Sozialismusdebatten hinausgehen, denn diese Theorien entstanden im 18. und 19. Jahrhundert im Industriezeitalter – mittlerweile leben wir aber in der postindustriellen Informations- und Dienstleistungsgesellschaft des 21. Jahrhunderts. Zwar versuchten beide Theorien, Alternativen zu den dominanzgeprägten Wirtschaftssystemen der Feudalherren bzw. später der kapitalistischen “Räuberbarone” zu entwerfen, doch keine von beiden taugte in der Praxis als Grundlage für eine gerechte und nachhaltige Wirtschaft. Zwar stärkte der Kapitalismus zunächst die Mittelschicht, doch der Reichtum konzentrierte sich weiterhin in den Händen einiger weniger. Und der Sozialismus erwies sich tatsächlich als Heilmittel gegen extreme Armut, doch in den beiden wichtigsten Staaten, in denen er in die Praxis umgesetzt wurde (nämlich in der ehemalige Sowjetunion und China) forderte er ein hohes Tribut an Freiheit und Menschenleben und erwies sich letztendlich nur als weitere Form einer Top-Down-Hierarchie, die Marx als „die Diktatur des Proletariats“ bezeichnete. Auch das zu unserem Überleben notwendige Ökosystem wurde in diesen Staaten geschädigt – denken wir nur an Tschernobyl oder die Luftverschmutzung in China.
Wie Einstein sagte, können wir Probleme nicht mit der gleichen Denkweise lösen, mit der sie geschaffen wurden: Wir brauchen eine neue Art der Wirtschaft, deren Ziel es ist, Mensch und Natur aufblühen zu lassen und in der die wirtschaftliche Gesundheit mit neuen Kennzahlen gemessen wird, wie zum Beispiel den Social Wealth Economic Indicators (Wirtschaftskennzahlen für Sozialen Wohlstand) und dem Social Wealth Index (Sozialen Wohlstandsindex), die ich in meinem im Oktober 2020 auf Deutsch erschienenem Buch Die verkannten Grundlagen der Ökonomie vorstelle und auf die ich später noch zurückkommen werde.
Wirtschaftswachstum muss nicht gleichbedeutend mit Umweltzerstörung sein. Das Problem war, dass sowohl Adam Smith als auch Karl Marx davon ausgingen, dass die Natur dazu da sei, ausgebeutet und beherrscht zu werden – und dass auch Care-Arbeit, also die Pflege von Kindern, Alten und Kranken, kostenlos von Frauen in von Männern geleiteten Haushalten zu erbringen sei. Diese dominanzgeprägte Geisteshaltung war so tief verwurzelt, dass noch zu Marx’ Zeiten Mitte des 19. Jahrhunderts eine Frau selbst in den meisten westlichen Ländern keine Entschädigung einfordern konnte, wenn sie fahrlässig verletzt wurde – ihr Ehemann hingegen Anrecht auf eine Entschädigung für die Dienstleistungen hatte, welche die Frau ihm aufgrund der Verletzungen nicht erbringen konnte. Und eine der schädlichsten Auswirkungen dieser Geisteshaltung besteht darin, dass wir ein Wertesystem geerbt haben, welches Frauen und Männer und das, was in dominanzgeprägten Kulturen stereotypisch mit ihnen assoziiert wird, mit zweierlei Maß misst: Was als männlich gilt – wie zum Beispiel Eroberung, Dominanz und Gewalt – wird in diesem System höher bewertet als das, was als weiblich gilt – wie zum Beispiel Fürsorglichkeit, Fürsorge und Friedfertigkeit.
Ich möchte betonen, dass es dabei nicht wirklich um Männer und Frauen geht, sondern darum, was stereotypisch mit ihnen verbunden und heutzutage glücklicherweise immer mehr in Frage gestellt wird. Heute gibt es immer mehr Frauen in Berufen und Führungspositionen, die früher exklusiv Männern vorbehalten waren – und immer mehr Männer verrichten auch „Frauenarbeit“ und wechseln Windeln oder füttern Babys. Aufgrund des oben beschriebenen Gender-Doppelstandards in dem uns überlieferten Wertesystem, werden diese Männer in manchen Kulturen und Subkulturen jedoch oft noch belächelt und als “weibisch” bezeichnet und Frauen gelten häufig noch als “unweiblich”, wenn sie zu selbstbewusst auftreten. Außerdem ist es uns gesellschafts- und wirtschaftspolitisch noch nicht gelungen, angemessene Investitionen in “Frauenarbeit” wie Kinderbetreuung und -erziehung zu tätigen – und das obwohl die Neurowissenschaft uns gezeigt hat, dass in der Kindheit die Entwicklung unseres Gehirns maßgeblich geprägt wird.
Vor dem Hintergrund, dass in unserer postindustriellen Gesellschaft das wichtigste Kapital in “hochwertigem Humankapital” besteht, müssen wir diesen Gender-Doppelstandard in unserem Wertesystem als größtes Hindernis zu wirtschaftlichem Erfolg betrachten: Wir brauchen flexible, kreative und resiliente Menschen, die teamfähig sind und mit rasanten Veränderungen Schritt halten können – und aus der Neurowissenschaft wissen wir, dass es von der Qualität der Fürsorge und Erziehung in der Kindheit abhängt, ob Menschen diese Eigenschaften entwickeln – besonders von der Zeit zwischen der Geburt bis zum sechsten Lebensjahr, in der sich 80 Prozent unseres Gehirns ausbilden.
Dazu bedarf es einer Caring Economy des Partnerismus. Diese beinhaltet bewährte Elemente aus Sozialismus und Kapitalismus, geht jedoch über beide Theorien hinaus, indem sie erkennt, dass der wahre Wohlstand der Nationen – und der Welt – nicht finanzieller Art ist (wie uns das durch das alltägliche Auf- und Ab der Börsenmärkte vor Augen geführt wird), sondern in den menschlichen und natürlichen Ressourcen besteht. Aus diesem Grund zielen Politik und Praxis in einer Caring Economy des Partnerismus darauf hin, die Fürsorge für die Menschen von Geburt an sowie den Schutz unserer Mitwelt an erste Stelle zu setzen.
Um eine solche Wirtschaftsordnung zu erreichen sind vier Schritte notwendig:
1. Wir müssen die wichtigste menschliche Tätigkeit, die Fürsorge für Menschen von Geburt an sowie den Schutz unserer Mitwelt, sichtbar machen und ihnen echten Wert beimessen. (Fürsorge mag für manche nach “Frauen und Gedöns” klingen, weil sie noch von den herkömmlichen Stereotypen geprägt sind, aber mittlerweile ist es bereits in die meist männlich besetzten Chefetagen vorgedrungen, dass es sich auszahlt, wenn ein Unternehmen soziale Verantwortung übernimmt).
Es geht nicht darum, die Marktidee des Kapitalismus oder staatliche Regulierungen im sozialistischen Sinne abzuschaffen, sondern darum, die dominanzgeprägte Form des Wirtschaftens hinter sich zu lassen. Diese begleitet uns seit Zeiten der chinesischen Kaiser und der westlichen Feudalherren bis in die heutige Zeit der Megakonzerne – den neuen, globalen Lehnsherren. Im Neoliberalismus wird eine dominanzgeprägte Wirtschaft fortgeführt, in der die am unteren Ende der Hierarchie sich mit den Krümeln zufriedengeben müssen, die von den reichgedeckten Tischen derer am oberen Ende herabfallen.
2. Wir müssen erkennen, dass eine Wirtschaftsordnung immer untrennbar in einen größeren sozialen Kontext eingebettet ist – wobei es eine grundlegende Rolle spielt, ob dieser eher dominanzgeprägt oder partnerschaftlich ist.
Hier stimmt es hoffnungsvoll, dass im Laufe der Jahrhunderte zumindest in manchen Regionen der Welt wieder eine Entwicklung hin zu mehr Partnerschaftlichkeit stattfindet – ich sage hier bewusst “wieder”, da es immer mehr Hinweise darauf gibt, dass sich das Zusammenleben der Menschen ursprünglich partnerschaftlich gestaltete (dies behandele ich ausführlich in meinen Büchern, unter anderem auch in Die verkannten Grundlagen der Ökonomie und in dem gemeinsam mit dem Anthropologen Douglas Fry im Jahr 2019 bei Oxford University Press veröffentlichten Nurturing Our Humanity, das bislang nur auf Englisch erschienen ist.
Alle progressiven Bürgerrechtsbewegungen der Moderne stellten die herkömmlichen, als „gottgegeben“ gerechtfertigten Dominanztraditionen in Frage. In der Aufklärung wurden der Königsherrschaft die Menschenrechte entgegengestellt, die Feministinnen begehrten gegen die Herrschaft der Männer über die Frauen und Kinder in ihren Familien auf, Abolitionisten, Bürgerrechtler und Kolonialkritiker wehrten sich dagegen, das Recht einer Rasse über die andere als “gottgegeben” hinzunehmen; Bewegungen für wirtschaftliche Gerechtigkeit stellten die Top-Down-Hierarchien in der Wirtschaft in Frage und die Friedensbewegung und die aktuelle Bewegung gegen häusliche Gewalt setzen sich dafür ein, dass keine Person oder Gruppe mehr Gewalt anwendet, um anderen ihren Willen aufzuzwingen. Vor allem die letztgenannte Bewegung ist von grundlegender Bedeutung für tatsächliche gesellschaftliche Veränderungen, denn weltweit ist ein Ausmaß an häuslicher Gewalt gegen Frauen und Kinder zu beobachten, das erst seit kurzem in der Öffentlichkeit bewusst wahrgenommen wird. Und auch die Umweltbewegung stellt eine unserer herkömmlichen Dominanztraditionen in Frage, nämlich die einst so gepriesene “Eroberung der Natur”, die angesichts unseres technischen Fortschritts das Ende unseres Abenteuers auf der Erde bedeuten könnte.
Allerdings haben sich alle diese Bewegungen vor allem auf die Spitze der Dominanzpyramide konzentriert, nämlich auf Wirtschaft und Politik in ihrer herkömmlichen Definition. Dabei wurde Dominanztraditionen in der Kindererziehung oder den Geschlechterbeziehungen nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt, was zu dem Ergebnis führte, dass das Fundament, auf dem unser Dominanzsystem aufgebaut ist, weiterhin bestehen blieb und Dominanzstrukturen in unseren Gesellschaften halten konnten – unabhängig davon, ob diese auf der nördlichen oder südlichen Halbkugel liegen oder ob sie religiös oder säkular, westlich oder östlich bzw. rechts oder links ausgerichtet sind.
3. Wir müssen die alten Vorstellungen als falsch entlarven, nach denen eine Politik und Praxis der Fürsorge wirtschaftlich ineffizient seien.
Nur ein Beispiel dafür, dass diese Vorstellung der Realität nicht standhält, ist die Tatsache, dass Unternehmen, die regelmäßig in Working Mother oder Fortune500 als besonders mitarbeiterfreundlich gelistet werden, weil sie z.B. Gesundheitsvorsorge, Kinderbetreuung, flexible Arbeitszeiten, Elternzeit usw. anbieten, im Vergleich mit anderen Unternehmen deutlich höhere Anlegerrenditen aufweisen.
Und nicht nur für Unternehmen zahlt sich soziale Verantwortung aus – für Staaten gilt das ebenso. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Finnland, Norwegen und Schweden so arm, dass es zu Hungersnöten kam – mittlerweile befinden sie sich in den Rankings der Global Competitiveness Reports des Weltwirtschaftsforums im oberen Bereich. Einer der wichtigsten Gründe für diesen tiefgreifenden Wandel ist die Pionierrolle, die diese Länder in der Fürsorgepolitik übernommen haben: qualifizierte außerhäusliche Kinderbetreuung, allgemeine Gesundheitsversorgung, Sozialleistungen für häusliche Kinderbetreuung, würdevolle Altersfürsorge und gut bezahlte Elternzeiten.
Natürlich sind auch diese nordeuropäischen Länder Idealstaaten, aber Armut und Kriminalität sind dort niedrig, während die Lebenserwartung hoch ist. Und auch in Sachen Umweltschutz nehmen sie, was die Verwendung von Solarenergie und anderen sauberen Energiequellen anbelangt, eine Vorreiterrolle ein.
Diese Entwicklungen fanden nicht in einem Vakuum statt, sondern im Rahmen einer Bewegung dieser Länder hin zu einer eher partnerschaftlich orientierten Gesellschaft.
Während in dominanzgeprägten Gesellschaften autoritäre Regeln in Staat und Familie bzw. Staat und Stamm herrschen, rigide Hierarchien letztlich durch Angst und Gewalt aufrechterhalten werden und Männer und alles mit Männern assoziierte als wertvoller gelten als Frauen und alles mit Frauen assoziierte, weisen die partnerschaftlichen Gesellschaften in diesen nordeuropäischen Ländern folgende Merkmale auf:
Erstens: Sowohl im Staat als auch in den Familien herrschen demokratische und gerechte Regeln.
Zweitens haben diese Gesellschaften versucht, Traditionen der Gewalt hinter sich zu lassen (sie haben zum Beispiel die ersten Friedensstudien durchgeführt, die ersten Gesetze gegen Gewalt gegen Kinder in der Familie verabschiedet und dafür gesorgt, dass „Männlichkeit“ nicht mehr mit Dominanz und Gewalt gleichgesetzt wird).
Drittens sind Männer und Frauen dort in Familie und Gesellschaft gleichberechtigt (so sind zum Beispiel 40-50 Prozent der Parlamentsabgeordneten in diesen Ländern weiblich).
Im Rahmen dieser Entwicklung wurde auch das Wertesystem verworfen, das Männer und Frauen mit zweierlei Maß misst, denn dadurch, dass der Status der Frauen stieg, betrachteten es Männer auch nicht mehr als Bedrohung für ihren Status bzw. ihre „Männlichkeit“, wenn sie Eigenschaften, Tätigkeiten oder Maßnahmen ergriffen, die stereotypisch als weiblich gelten. Das führte dazu, dass auch Männer sich für eine fürsorglichere Politik einsetzten und dass diese Staaten sich selbst als „Fürsorgliche Staaten“ betrachten.
In diesen Ländern erfährt Fürsorge nicht etwa deswegen mehr Wertschätzung, weil sie relativ klein sind und die Bevölkerung recht homogen ist – in der Welt gibt es auch andere kleine, homogene Gesellschaften, die sehr dominanzgeprägt sind und Fürsorge nicht wertschätzen. Diese Länder sind auch keine sozialistischen Länder, sondern haben eine sehr gesunde Marktwirtschaft. Und auch in diesen Ländern gibt es Hierarchien. Doch durch den Wandel hin zu mehr Partnerschaftlichkeit besteht das normative Machtideal nicht mehr darin, andere zu kontrollieren oder zu unterwerfen, sondern darin, andere zu fördern und aufzubauen. In partnerschaftlichen Gesellschaften, sind Hierarchien funktionaler Art und zeichnen sich durch gegenseitigen Respekt und Verantwortung sowie beidseitigen Vorteil aus (anders als in dominanzgeprägten Hierarchien, in denen Respekt, Verantwortung und Vorteile auf Einbahnstraßen verlaufen).
4. Wir brauchen neue Wirtschaftskennzahlen, um ein realitätsnäheres und effektiveres Wirtschaften zu ermöglichen.
Dabei geht es nicht nur darum, dass das BIP wie oben beschrieben auch Aktivitäten einen Wert beimisst, die lebensschädigend oder sogar lebensgefährdend sind (und damit tatsächliche Verluste in rechnerische Gewinne verwandelt), sondern darum, dass das BIP auch die überlebensnotwendigen Wertstellungen aus den Bereichen unterschlägt, die in aktuellen Wirtschaftsbetrachtungen mehr oder weniger ausgeblendet werden: den natürlichen Ressourcen, dem Non-Profit-Bereich und den Privathaushalten.
Dabei sind diese Wertstellungen enorm: Zum Beispiel zeigt eine australische Studie, dass die unbezahlte, in Privathaushalten geleistete Fürsorgearbeit 50 Prozent des BIP ausmachen würde – wenn sie denn erfasst würde. Doch bislang wird dies weder in Wirtschaftsverträgen beachtet noch an unseren Schulen und Universitäten gelehrt – das muss sich ändern!
Aus diesem Grund hat das Center for Partnership Studies die Social Wealth Economic Indicators (Wirtschaftskennzahlen für Sozialen Wohlstand, kurz SWEIs) entwickelt, die anders als das BIP und die meisten BIP-Alternativen für das Informationszeitalter gerüstet sind und zeigen, dass die beste Herangehensweise für die vollständige Entfaltung des menschlichen Potentials darin besteht, Fürsorge und Bildung von frühster Kindheit an bis ans Lebensende sicherzustellen. Gleichzeitig machen diese Zahlen deutlich, dass auch Umweltschutz sich mehr als auszahlt – und sie berücksichtigen nicht nur die Ergebnisse, sondern auch die Investitionen die zu besseren Ergebnissen führen, wie zum Beispiel eine familienfreundliche Politik, Investitionen in alternative Energien usw.
So zeigen die SWEIs zum Beispiel, dass es kein Zufall ist, dass die USA weniger als irgendeine andere Industrienation in eine familienfreundliche Politik investieren (weniger als die Hälfte) und dass dort gleichzeitig die höchsten Kinder- und Müttersterblichkeitsraten sowie die höchste Kinderarmut innerhalb der OECD-Staaten zu beobachten ist.
Das Center for Partnership Studies fast die 24 SWEIs zu einem Sozialen Wohlstandsindex zusammen und gibt mit diesen Kennzahlen politischen Entscheidungsträgern – und uns allen – die fehlenden Informationen, die für nachhaltige wirtschaftliche Entscheidungen nötig sind.
Die Covid 19-Pandemie hat uns gezeigt, dass wir sowohl freie Märkte als auch staatliche Regulierungen brauchen – dass diese jedoch durch Werte wie Fürsorge und nicht von Rücksichtlosigkeit geleitet werden dürfen. Zum Teil wurden Individuen und Unternehmen durch Fonds und Programme unterstützt, die immer noch viel zu viel wirtschaftliche Macht bei sich konzentrieren – das wäre jedoch nicht zwingend notwendig gewesen. Wir müssen daraus lernen, dass Regierungspolitik auf umfassenden Informationen beruhen und eher von Fürsorge und Partnerschaftlichkeit als Kontrolle und Dominanz beruhen sollte.
Die Pandemie macht eine öffentliche Verschuldung unausweichlich die Gefahr liegt nicht darin, DASS wir uns verschulden, sondern vielmehr darin WOFÜR und FÜR WEN wir Schulden aufnehmen. Wir können nicht „zum alten Normal“ zurückkehren, sondern müssen die Chance ergreifen, ein besseres Normal zu schaffen – und dazu gehört eine Caring Economy des Partnerismus, in der Fürsorge für Menschen von Geburt an ebenso viel (finanzielle) Wertschätzung und Förderung erfährt wie der Schutz unserer Mitwelt. Rücksichtslose Politik und Praxis dürfen nicht länger belohnt, sondern müssen vielmehr durch hohe Steuern eingedämmt werden – was auch enorm zur Staatsentschuldung beitragen könnte.
Wen uns dies nicht gelingt, können wir nicht auf eine bessere Zukunft, oder überhaupt eine Zukunft für uns, unsere Kinder und kommende Generationen hoffen.
Riane Eislers Werk zur Entwicklung einer Caring Economy ist diesen Oktober auf Deutsch erschienen: https://www.buechner-verlag.de/buch/die-verkannten-grundlagen-der-oekonomie/
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