
Eine schöne Aktionsidee, die gut mit #PlatzFürSorge zusammenpasst, kommt aus der Schweiz.
Es geht um „Wirtschaft ist Care – (K)ein Stadtspaziergang“. Auch hier geht es um Care – Wirtschaft – Raum. In einem geführten Rundgang durch eine Stadt werden Orte und Gebäude erkundet, die für das Alltagsleben der Menschen dort von Bedeutung waren und vielleicht noch heute sind. Aber die vielleicht heute eine ganz andere Nutzung haben, weil sich das Alltagsleben der Menschen im Laufe der Zeit verändert hat, so verändert wie die Technik oder das soziale Gefüge.
Während der Führer oder die Führerin aus der Geschichte der Orte erzählt und die Gruppe von einem zum nächsten Ort führt, reflektieren die Besuchenden über die Lebensbedingungen der Menschen, die diese Orte nutzen oder es in der Vergangenheit taten. Was führt(e) sie hierher, wer kommt (kam) her, warum tun (taten) sie das und wann?
Eine Reihe von Impulsfragen leitet das Nachdenken in den 15 Stationen des Spaziergangs:
1. Wie können wir Wirtschaft so gestalten, dass die Fürsorge und nicht der Profit im Mittelpunkt steht?
2. Wer entscheidet darüber in welchen gesellschaftlichen Bereichen Digitalisierung eingesetzt wird? Konzerne und Regierungen oder die Zivilgesellschaft?
3. Wo ist der Boden, auf dem meine Nahrung wächst? Wer arbeitet auf den Feldern und zu welchen Bedingungen? Wer kann sich welches Essen leisten?
4. Wie würde es sich anfühlen, alle Menschen als Anfänger*innen zu bezeichnen, die in ein Beziehungsnetz aus einzigartigen Möglichkeiten hinein geboren werden?
5. Wie stelle ich mir ein gutes Sterben vor? Von wem möchte ich in den letzten Tagen meines Lebens begleitet werden?
6. Wenn ich das Leben liebe, muss ich zu vielem Nein sagen. Wozu genau sage ich aus Liebe Nein?
7. Wann und wie fühle ich mich wirklich sicher?
8. Wie wichtig ist mir eine gekochte Mahlzeit? Wie wichtig ist mir ein Job? Wie wichtig ist mir Fußball?
9. Weiß ich, wer das Trinkwasser, das ich täglich trinke, verwaltet? Die Gemeinde. Ein privates Unternehmen?
10. Was müsste mir passieren, damit ich dauerhaft mein Zuhause verlasse?
11. Wann habe ich zum letzten Mal etwas wirklich Neues gelernt? Hat mich das begeistert?
12. Woraus setzt sich mein tägliches Tätigkeitsbündel zusammen? Wie lange arbeite ich für Geld, wie lange gratis? Was mache ich mit dem Rest der Zeit?
13. Was ist mir in meinem Wohnumfeld wichtig? Wie sähe es aus, wenn alle so wohnen könnten, wie sie möchten?
14. Was würde mich dazu bewegen, Krankenpfleger*in zu werden?
15. Wie würden wir unser Zusammenleben regeln, wenn plötzlich das Geld außer Kraft gesetzt wäre?
Es geht darum zu erkunden, was Menschen im Leben brauchen, ob und wie die Befriedigung dieser Bedürfnisse konkret vor Ort organisiert ist, wie gut die Bedürfnisse gesehen und darauf geantwortet wird oder eben nicht…
Dieser Rundgang könnte eine der Aktionen der Kampagne #Platzfürsorge sein. Bei jeder Station, ob es um den Bahnhof geht (Mobilität), die Einkaufsmeile (Tausch und Handel), ein Restaurant, eine Kita, ein Geburtshaus, ein Altenheim, eine Behörde, ein Krankenhaus, eine Wohnsiedlung, eine Parkanlage, etc.. stellen sich immer wieder Fragen wie: Wer braucht das? Wofür? Warum? Wer hat Zugang dazu? Wem wird der Zugang verwehrt? Mit welchen Barrieren? Welche Entfernungen sind zu überwinden? Warum? Usw… Welche Orte, Einrichtungen, Infrastrukturen fehlen?
Die Schweizerische Frauen*Synode hat mir dem Verantwortlichen der Stadtführungen in Sursee eine Broschüre erstellt, die dazu anregt, solche Erkundungsrundgänge zu organisieren. Eine ideale Übung, um Menschen miteinander zu vernetzten, die in einer Stadt oder einem Quartier z.B. einen Care-Rat gründen möchten, um so von unten her aktiv auf das Zusammenleben vor Ort gestaltend einzuwirken und dafür zu sorgen dass #Platzfürsorge geschaffen wird.
Die Broschüre kann hier heruntergeladen werden https://www.frauensynode2021.ch/medien-und-infomaterial/. Auf der Webseite der Frauen*synode gibt es auch Tipps, wie so ein Rundgang anderswo organisiert werden kann.