Ein bedeutender Teil der Carearbeit lässt sich schlecht rationalisieren, weil es nicht um Herstellung von Dingen geht, die – wie es z.B. bei Industrieprodukten der Fall ist – auf Vorrat produziert werden können. In einer Fabrik werden an einem Tag z.B. 1000 Stühle produziert, die vielleicht erst einige Tage lang gelagert und dann in ein Geschäft ausgeliefert werden, wo sie jemand kauft, der sich keine Gedanken darüber macht, wer diesen Stuhl hergestellt hat.
Alle jene Tätigkeiten aber, die die direkte Versorgung eines Menschen betreffen, können nicht auf Vorrat erledigt werden. Ich kann eine bettlägerige Oma nicht auf Vorrat waschen. Oder ein Baby auf Vorrat wickeln. Ich kann ein Kind nicht auf Vorrat in die Kita begleiten oder auf Vorrat trösten. Eine Lehrerin kann auch nicht auf Vorrat einer Klasse das Lesen beibringen. Eine Krankenschwester nicht auf Vorrat einem Verletzten den Verband wechseln.
Bei all diesen Tätigkeiten müssen die versorgende und die versorgte Person anwesend und an der Tätigkeit unmittelbar beteiligt sein. Gleich zu welcher Tageszeit. Und wenn ich eine bettlägerige Oma wasche, kann ich nicht gleichzeitig eine andere aufs Klo begleiten.
Ein wichtiges Kriterium für eine gute Qualität von Sorgearbeit ist außerdem, dass sie nicht lange aufgeschoben, sondern einem Bedürfnis schnell adäquat entsprochen wird. Ich kann ein Kind, das aufs Klo muss, nicht stundenlang warten lassen. Oder muss dann eben die Konsequenzen ausbaden.
Wo sich Sorgearbeit rationalisieren lässt, ist in allen Tätigkeiten, die mit dem Haushalt zu tun haben: Kochen, Putzen, Waschen. Wie gut, dass wir hier in Deutschland nicht mehr Wasser aus einer entfernten Wasserstelle holen müssen, sondern dass es in Trinkwasserqualität aus der Wand fließt oder auch kein Holz mehr im Wald sammeln müssen, zum Kochen und Heizen. Dass uns Maschinen das Waschen und Spülen zu einem guten Teil abnehmen und wir auch nicht mehr die Kleidung selbst herstellen und unser Essen selbst anbauen müssen.